Bruder Duell

David und Lucas Wunsch im Interview
Heute kommt es zum Bruderduell: Während David (19 Jahre) vielleicht im Tor des Chemnitzer FC steht, ist Lucas (23 Jahre) bei Stahl Riesa als Co-Trainer an der Seitenlinie unterwegs. Die Brüder haben in ihrem Alter sportlich also schon viel erreicht. Wir haben uns mit ihnen zu einem Interview getroffen.
Was waren Eure ersten Gedanken nach der Auslosung des Spiels BSG Stahl Riesa – Chemnitzer FC?
Lucas: „GEIL! Was anderes konnte ich in diesem Moment einfach nicht sagen. Ich hab es schon einige Tage davor immer wieder geäußert, dass ich nur gegen Chemnitz spielen möchte. Dass das am Ende auch noch eintritt war einfach nicht zu fassen. Die Vorfreude auf dieses Spiel ist dabei natürlich wahnsinnig hoch!“
David: „Ich konnte es gar nicht in Worte fassen. Wir waren mit der Mannschaft auf dem Rückweg nach Chemnitz vom Auswärtsspiel in Greifswald, als mein Bruder mir die Nachricht übermittelte. Es war vergleichbar mit dem Gefühl, wenn man als Kind seine Weihnachtsgeschenke aufmachen durfte.“
Mit 23 Jahren bereits Co-Trainer in einer Männermannschaft zu sein ist sicherlich nichts gewöhnliches. Wie kam es dazu?
Lucas: „Ich hab bereits ein paar Jahre Erfahrungen als Co- und Cheftrainer im Nachwuchs von Stahl sammeln dürfen. Nach diversen Stationen in verschiedenen Altersklassen und einer kleinen Pause kam Juri vor 3 Jahren auf mich drauf zu und fragte ob ich Interesse hätte ihn als Co-Trainer zu unterstützen. Und weil wir die letzten Jahre eigentlich sehr gut zusammen gearbeitet haben und uns quasi blind verstehen trat er nach dem Beschluss, dass er in die erste Mannschaft hoch rückt, auch an mich ran und fragte ob ich ihn auch da weiterhin als Co-Trainer unterstützen möchte. Und als quasi „Ur-Riesaer“ war die Entscheidung für mich natürlich klar, weshalb ich jetzt auch hier stehe.“
Wie würdest Du Deine Trainerpersönlichkeit beschreiben? Eher der Typ „Schleifer“ oder doch der „Menschenfänger“?
Lucas: „Ich denke die Mischung macht es bei mir. Gerade auch letzte Saison war ich aber eher der „Menschenfänger“. Ich habe versucht auch bei Problemen abseits des Platzes den Spielern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man Spielern bei Problemen Gehör bietet um gemeinsam an Lösungen arbeiten zu können. Auf dem Platz kann ich aber natürlich auch schleifen, wenn die Dinge nicht so laufen wie wir es uns wünschen.“
Wohin willst Du Dich als Trainer entwickeln?
Lucas: „Ich möchte natürlich erstmal meine Lizenzen machen. Eigentlich hätte ich dieses Jahr den B-Lizenz Lehrgang gemacht, durch meine Ausbildung musste ich diesen aber leider absagen. Ansonsten fühle ich mich in meiner Rolle aktuell sehr wohl, hier kann ich eine Menge lernen ohne groß im Rampenlicht zu stehen. Genau das ist auch erst einmal mein Ziel, so viel wie möglich an Erfahrung und Wissen mitnehmen, ohne dabei jetzt groß in die Zukunft zu schauen.“
Welchen Eindruck hast Du von Deiner Mannschaft in den ersten Wochen gewonnen?
Lucas: „Wir müssen alle noch richtig zusammen wachsen. Ich glaube, dass wir eine sehr gute, aber auch noch sehr junge und unerfahrene Truppe haben. Das sind alle wirklich sehr gute Fußballer, die wirklich was auf dem Kasten haben, allerdings fehlt so ein bisschen der Biss und der Wille auch wirklich bis an die maximale Leistungsgrenze heran zu gehen und auf dem Platz alles für jeden zu geben. Aber das ist auch eine Aufgabe von uns Trainern, den Jungs die DNA mitzugeben bis zum Ende alles aus sich heraus zu holen.“
Wo wird Stahl am Ende der Saison in der Landesklasse stehen?
Lucas: „Den Saisonbeginn haben sich natürlich alle anders vorgestellt, ändert aber nichts an unseren Zielen. Wir wussten aber dass es nicht einfach wird, gerade weil wir eben eine sehr junge Mannschaft haben und es sind eben auch erst drei Spiele gespielt. Wir wollen natürlich ganz oben mitspielen und ich hoffe, dass wir um die ersten drei Plätze mitkämpfen können. Jetzt heißt es aber erstmal wieder in die Spur finden und von Spiel zu Spiel denken.“
Nun zu Dir David: Der Sprung in den Profifußball ist für jeden Nachwuchsspieler der große Traum. Dabei wird oft unterschätzt, wie hart und herausfordernd der Weg bis zum Erreichen dieses Traums ist. Kannst Du uns ein wenig von Deinen Erfahrungen berichten?
David: „Ich denke jeder Jugendspieler hat da eine etwas andere Sicht drauf. Ich persönlich muss sagen, dass es schwere Tage gab, wo Schule und Fußball viel Zeit genommen haben. Beispielsweise musste man direkt nach der Schule in die Kabine und sich bereit machen fürs Training. Nach dem Training ging es zum Essen und meist war ich erst gegen 20 Uhr in meinem Zimmer. Selten hatte ich da noch die große Motivation für Hausaufgaben.“
Du befindest Dich nun in der ersten offiziellen Saison als Fußballprofi. Wie stolz macht es Dich den Schritt in den bezahlten Fußball geschafft zu haben?
David: „Es ist ein super Gefühl. Ich verdiene Geld mit meiner Leidenschaft und lerne auf und neben dem Platz sehr viele neue Gesichter kennen. Etwas Besseres könnte es für mich momentan nicht geben.“
Nach einigen schwierigen Jahren befindet sich Dein Verein nun auf dem Weg zurück in die Profi-Ligen. Was sind parallel dazu Deine persönlichen Ziele als junger Profi?
David: „An meinen Fähigkeiten schleifen und sportlich, wie auch persönlich weiter zu wachsen. Mit Jakub Jakubov habe ich einen guten Mentor, der mir dabei hilft, später selbst mal die Nummer Eins zu werden.“
Was kann David fernab des Fußballs besser als Du? Und bei was hast Du die Nase vorn?
Lucas: „Da fällt mir direkt seine Kreativität ein. David ist ein sehr guter Zeichner. Ich bin nicht absolut unfähig, was das Zeichnen angeht, aber er ist da definitiv eine andere Hausnummer. Wo ich besser bin? Im Gewichte stemmen (lacht).“
Und nun die gleichen Fragen an David…
David: „Lucas benutzt mehr seinen Kopf als ich. Er kann zwischenmenschlich sehr gut mit anderen umgehen, was seiner Arbeit als Trainer sehr zugute kommt. Wo ist slber die Nase vorn habe kann ich nicht sagen. Das soll der Lucas sagen…“
Eure Tipps für das Spiel?
David: „Das Ergebnis ist zweitrangig, aber wir sollten auf jeden Fall als Sieger vom Platz gehen.“
Lucas: „Ich will natürlich gewinnen, daher 1:0 für uns!“